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7 Fehler bei der Betriebsübergabe

09. Sep 2025

Die Unternehmensnachfolge zählt zu den größten Herausforderungen des deutschen Mittelstands. Laut KfW Research planen bis Ende 2028 jedes Jahr rund 106.000 Inhaberinnen und Inhaber kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU), ihr Unternehmen in neue Hände zu übergeben. Doch der Weg dorthin ist steinig: Der demografische Wandel verringert die Zahl potenzieller Nachfolger, und selbst wenn ein geeigneter Kandidat gefunden ist, scheitern Übergaben oft an fehlender Planung, emotionalen Hürden oder finanziellen Unstimmigkeiten.

Eine frühzeitige und strukturierte Nachfolgeplanung ist daher unerlässlich, um den Wert des Unternehmens zu sichern, Risiken zu minimieren und einen reibungslosen Übergang zu ermöglichen. Die folgenden sieben Fehler treten in der Praxis besonders häufig auf – und lassen sich mit der richtigen Strategie vermeiden.

 

1. Nicht loslassen können

Viele Unternehmer haben eine tiefe emotionale Bindung zu ihrem Lebenswerk. Wer jedoch weiterhin stark ins Tagesgeschäft eingreift, blockiert die Nachfolgerin oder den Nachfolger und schwächt deren Autorität. Eine schrittweise Übergabe von Verantwortlichkeiten hilft, Vertrauen aufzubauen und beiden Seiten Sicherheit zu geben.

 

2. Zu späte Vorbereitung

Die Erfahrung zeigt: Unternehmer sollten mindestens fünf, besser zehn Jahre vor dem geplanten Rückzug mit der Nachfolgeplanung beginnen. Nur so bleibt genug Zeit, geeignete Nachfolger zu finden, rechtliche und steuerliche Fragen zu klären und Mitarbeiter einzubinden. Ungeplante Übergaben – etwa nach einem plötzlichen Todesfall – können dagegen existenzbedrohend sein.

 

3. Mangelnde Kommunikation

Fehlende oder unklare Kommunikation zwischen Übergeber, Nachfolger und Belegschaft ist ein häufiger Stolperstein. Offene Gespräche über Ziele, Werte und Erwartungen schaffen Vertrauen. Klare Absprachen über den künftigen Austausch helfen, Konflikte frühzeitig zu vermeiden.

 

4. Unstimmigkeiten bei der Finanzierung

Für Altinhaber geht es oft um die Altersvorsorge, für Nachfolger um Investitionsspielräume. Objektive Unternehmensbewertungen, transparente Gespräche und neutrale Berater sind hier entscheidend, um tragfähige Lösungen zu entwickeln.

 

5. Zu hoher Erfolgsdruck auf den Nachfolger

Nachfolger brauchen Freiraum, um eigene Entscheidungen zu treffen. Wer ihnen keine Eigenverantwortung lässt, riskiert Frust und Unsicherheit. Vertrauen ist die Basis für einen erfolgreichen Führungswechsel.

 

6. Stillstand vor der Übergabe

Viele Inhaber verschieben Investitionen oder Veränderungen kurz vor der Übergabe. Das senkt den Unternehmenswert und erhöht den Druck auf die Nachfolgegeneration. Besser: Notwendige Projekte konsequent angehen – und den Nachfolger frühzeitig einbeziehen.

 

7. Fehlender Übergabe-Übernahme-Fahrplan

Ohne klaren Fahrplan entstehen Lücken und Missverständnisse. Ein schriftlich fixierter Zeitplan – inklusive Verantwortlichkeiten, Kommunikationsstrategie und Einbindung aller Stakeholder – schafft Orientierung und Struktur.

 

Steuerliche Aspekte nicht vergessen

Neben organisatorischen und emotionalen Fragen spielen auch steuerliche Themen eine zentrale Rolle. Ob Verkauf, Schenkung oder Vererbung – die steuerliche Belastung hängt stark von der Rechtsform, den Zielen der Beteiligten und den Freibeträgen ab. Eine frühzeitige Einbindung des Steuerberaters ist daher unerlässlich, um Fallstricke zu vermeiden und Gestaltungsspielräume optimal zu nutzen.

 

Fazit

Die Betriebsübergabe ist ein komplexer Prozess, der strategisches Vorgehen, klare Kommunikation und professionelle Begleitung erfordert. Wer typische Fehler vermeidet und frühzeitig die richtigen Schritte einleitet, stellt nicht nur die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens sicher, sondern auch den Fortbestand des eigenen Lebenswerks.

 

Quelle: Deutsche Handwerkszeitung, 2025

 

Herzlichst,

Janine Haberland


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